Kynismus

Der Kynismus [kyˈnɪsmʊs] (altgriechisch κυνισμός kynismos) war eine Strömung der antiken Philosophie mit den Schwerpunkten auf ethischem Skeptizismus und Bedürfnislosigkeit. Der moderne Begriff Zynismus ist von dem ursprünglichen Wort abgeleitet, hat jedoch im heutigen Sprachgebrauch eine andere Bedeutung.

Die ersten und bis heute bekanntesten Kyniker waren im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. der Sokrates-Schüler Antisthenes und danach dessen Schüler Diogenes. Die philosophische Strömung verebbte bald, gab jedoch einige ihrer Vorstellungen – auch über die Diogenes-Schüler Stilpon und Krates – an die spätere Stoa weiter.

Die Grundidee der kynischen Philosophie bestand darin, jeglichen Besitz auf das Allernotwendigste zu reduzieren, um Glückseligkeit durch größtmögliche Unabhängigkeit von äußerer Hilfe zu erreichen: „Ich besitze nicht, damit ich nicht besessen werde“.[1] Die Kyniker kleideten sich (wenn überhaupt) in einfachste Gewänder, machten sich die Armut zur Regel, lebten von Almosen, zogen als Wanderprediger umher und schliefen auf der Straße oder in den Säulengängen der Tempel.

In ihrer Lehre eines „Zurück zur Natur“ verwarfen sie die Metaphysik als ebenso sinnlos wie Platons Ideenlehre. Sie betrachteten die Ethik als einzigen Leitfaden und die Natur als einzig wahres Vorbild. In letzterem Punkt gingen sie so weit, die freie Befriedigung des Geschlechtstriebes als ebenso natürlich anzusehen wie das Stillen des Hungers. Davon abgesehen finden sich viele Elemente ihrer asketischen Lebensweise später bei den Essenern Judäas oder den Mönchen des frühchristlichen Ägypten wieder.

  1. William James Durant: Kulturgeschichte der Menschheit. Band 3 Das klassische Griechenland, Südwest, München 1978, Seite 260.

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